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AMB_Oktober_2021

 

Neulich im Pflanzenfachhandel:

„Haben Sie Hauhechel?“ fragte ich eine Fachverkäuferin, die mir über den Weg lief. „Bitte was? Ist das eine Pflanze? Habe ich noch nie gehört,“ war ihre irritierte Antwort. Aber sie war erfreulicherweise interessiert, dass sie eine Pflanze, die zudem heimisch, hübsch und pflegeleicht ist, nicht kennt. Und sie hat auch noch nie von einem Schmetterling namens Hauhechel-Bläuling gehört, der diese Pflanze liebt.

Tatsächlich stammen 80–90 % der in Gärtnereien und Gartenfachmärkten angebotenen Pflanzenarten aus aller Welt, nur nicht aus unserer heimischen Flora. Oder sie sind eingekreuzt, veredelt und haben für Insekten unnütze gefüllte Blüten. Gewinnorientierter globaler Einkauf geht eben leider vor Naturschutz. Die Gartencenter-Angebotspalette lässt uns in dem Glauben, dass das, was wir da kaufen, Natur in unsere Gärten bringt. Aber das Gegenteil ist oft der Fall. Grün und bunt von anderen Kontinenten bietet nur bedingt Nahrung für unsere heimische Vogel- und Insektenwelt. Ein schleichender Verlust der Artenvielfalt ist die Folge. Gerade bei den Schmetterlingen ist der Rückgang alarmierend. Viele Bürger wollen das sicherlich nicht, aber unser verloren gegangenes Wissen, dieser Wunsch nach Endlosblüte und Immergrün und das mangelnde Angebot heimischer Pflanzen lässt uns halt die Exoten kaufen.

Dabei können wir gemeinsam wirklich etwas gegen den Artenschwund tun! Denn die 70 Millionen Gärten, die wir in Deutschland haben, ergeben zusammen eine beeindruckende Fläche mit hohem Artenschutzpotenzial. Machen Sie mit, holen Sie sich Pflanzanregungen auf www.NABU.de oder holen Sie sich Tipps von unserer Ortsgruppe, bevor Sie Pflanzen einkaufen gehen. Fragen Sie gezielt nach heimischen Pflanzen. Denn Nachfrage schafft Angebot. Das habe ich gerade jetzt bei meinem Besuch im Gartenfachhandel erfreut festgestellt: Mittlerweile führen sie auf meine Berberitzen-Anfrage im Frühjahr auch den genauso hübschen heimischen Berberitzenstrauch und nicht nur die bei den Vögeln weitaus weniger beliebte Berberitzenart aus China. (HV)


AMB_Oktober_2021

 

Eine kleine Hommage an unseren Vogelexperten Jürgen Schnepf …

… wir starten mit Jürgen eine kleine, unregelmäßige Reihe, um über ganz besondere Menschen aus unserer Nähe zu berichten.

Wer unseren Nabugarten erkundet oder daran vorbeiradelt, sieht auf halber Strecke unweigerlich ein großes imposantes Bauwerk aus aufgeschichteten Dachziegeln und Totholz. Intern nennen wir es ob der beeindruckenden Größe „die Chinesische Mauer“, aber eigentlich ist es mit seinen vielen Ritzen, Hohlräumen und integrierten Hohlstängeln ein phantastisch ausgeklügeltes Refugium für Insekten, Lurche und anderen Kleinstlebewesen. Dieses Bauwerk stand eines Tages plötzlich und unerwartet als erstes Naturgarten-Modul im Garten. Der heimliche Erbauer: Jürgen! Er macht einfach, ohne großes Tamtam und lamentieren, er schafft und denkt mit und baut und besorgt und organisiert. Jürgen ist unsere radelnde gut gelaunte Wundertüte, der uns immer wieder überrascht. Manchmal mit einem beschwingten Nabu-Radausflug für Kinder oder naturinteressierte Erwachsene, dann mit einer blitzschnell besorgten Ansitzstange für Greifvögel, als uns die Mäusepopulation im Garten über den Kopf zu wachsen drohte. Kein Baum ist vor seinen meist selbstgebauten Vogelnisthäusern sicher und deshalb dürfen wir im und neben dem Nabugarten Vogelnachwuchs aller Art erleben. Besonders die Gartenrotschwänzchen, die an der Nabuhütte ein von ihm perfekt gezimmertes Zuhause bekamen, konnten wir erfreut von ganz nah beobachten. Neuerdings hängt ein riesengroßer Hornissenkasten hoch oben im Kirschbaum. Keine Ahnung, wie er das Ding da alleine hochbugsiert hat. Wir glauben, dass er zaubern kann, unser Jürgen. Verzaubert hat er uns und vor allen Dingen die vielen Besucher-Kinder mit seiner begeisterungsfähigen Art schon allemal. (HV)


AMB_Januar_2022

 

Wo die wilden Tiere wohnen?

eigentlich nur noch auf den wenigen wilden Streuobstwiesen von Edingen-Neckarhausen. Weil wir Menschen es ordentlich haben wollen, wird immer mehr geschnitten, gemäht, gerodet, zugepflastert. Unsere heimischen Tiere können in unserer Ordnung nicht überleben. Denn die benötigen es wild. Wild wie Wildblumen, Wildhecken, wilde Strukturen.

Die meisten Wiesen sind leider auch schön ordentlich und damit ja keiner meckert, werden Obstbäume intensiv gestutzt, Totholz und wild aufgegangene Sträucher sofort entfernt, Wiesen flächendeckend und regelmäßig mit großen Maschinen gemäht oder gar gemulcht. Dabei ist so eine Wiese mit Bäumen ein unglaublicher Schatz, es könnte ein Stück wertvolle wilde Natur sein. Für die Tiere. Das wäre so unglaublich wichtig in unserer Zeit des fatalen Artensterbens. Denn Wildsträucher, Totholz und hohe Wiesen sind Schutzräume und Nahrungsquelle für Vögel, Hasen und Co.

Die meisten Insekten legen ihre Eier an Wildblumen und Sträuchern ab. Das Mähen zerschreddert unweigerlich die Brut. Da kann keine Raupe mehr zum Schmetterling werden. Das gehäckselte Mähgut verwandelt sich zudem in Humus, das Starkzehrer begünstigt und die für Insekten lebensnotwendigen Wildblumen unterdrückt.

Helfen Sie den wilden Tieren in unserer Gemeinde: Mähen Sie Ihr Grundstück nur mit einem Balkenmäher oder Sense und nur abschnittsweise. Wagen Sie es, ein Drittel des Grundstückes ein Jahr lang nicht zu mähen, ein Drittel nur einmal im Herbst und ein Drittel zweimal im Juni und Herbst. Und dies im Wechsel. Tragen Sie das auf der Fläche getrocknete Schnittgut einfach als Haufen unter einen Baum zusammen. Kleintiere lieben die warmen Haufen als Winterquartier. Lassen Sie Ihr Grundstück nicht mulchen, auch wenn es, ebenso wie das Entfernen des Totholzes, die weitverbreitete Empfehlung vieler Pflege-Anbieter ist! Abgestorbenes Holz ist wichtig für Vögel, Echsen und Insekten, Totholzhaufen sind wunderbare Lebensräume. Und Naturschutz ist oft einfach: Wildsträucher siedeln sich beispielsweise meist von selbst an. Mit den Sämlingen können Sie durch gezieltes Stehenlassen einfach Strauchinseln oder blühende Hecken wachsen lassen. Nur wuchernde Brombeeren sollten Sie ab und zu eindämmen. Es ist alles einfach eine Frage des Gewusst-wie: weniger und gezielter Pflegeaufwand, mehr Natur. Übrigens, sie können uns gerne Ihr Grundstück verpachten, um es langfristig naturnah zu erhalten. (HV)


AMB_Januar_2022

 

Pflanzenkunde: Der Faulbaum …

… iieh, hört sich ja verdächtig an. Faulbaum? Ist der Baum einfach nur faul und will nicht wachsen oder ist er gar schnell faulig oder etwa für Faultiere geeignet? Weit gefehlt. Er heißt Faulbaum, weil er sich mit einem leichten Geruch nach Fäulnis schützt, wenn ein Tier es wagt, ihm die Rinde abzuknabbern. Die Rinde wird von uns Menschen übrigens seit Jahrhunderten als Abführmittel verwendet und die aus dem Faulbaum gewonnene Holzkohle wurde früher für die Herstellung von Schwarzpulver verwendet. Deshalb heißt er auch Schießbeere oder Pulverholz.

 

Der Faulbaum ist eigentlich gar kein Baum sondern ein mehrstämmiger Strauch, der fleißig und anspruchslos so vor sich hinwächst. Er wird gerade mal 2–3 Meter hoch. Manchmal, wenn es ihm gefällt, auch 4. Er liebt es feucht, aber er ist extrem anpassungsfähig und kommt ebenso mit Trockenheit klar, und mit voller Sonne oder tiefem Schatten. Also ein idealer, pflegeleichter Strauch, besonders für den kleinen Garten. Für den Hintergrund. Denn der Faulbaum ist komplett unscheinbar. Deshalb kennt ihn wahrscheinlich auch keiner. Er besitzt weder besonders hübsche Blätter, noch prächtige Blüten oder Früchte und hat keine spektakuläre Herbstfärbung. Aber wenn er blüht, so Anfang Juni, passiert dennoch etwas Spektakuläres:

 

Obwohl man die klitzekleinen hellgrünen Blüten kaum sehen kann, wuselt und summt und brummt es plötzlich explosionsartig im und um den ganzen Strauch. Bienen in allen Größen, Schwebfliegen, Grabwespen, Käfer, der beeindruckende stahlblaue Grillenjäger, sie alle tanzen tagelang um den Strauch herum, um etwas von seinem köstlichen Nektar zu ergattern. Allein für dieses Spektakel lohnt es sich, einen Faulbaum in seinen Garten zu holen. Und er leistet noch etwas ganz Außergewöhnliches: Die grünen Raupen des Zitronenfalters ernähren sich einzig und allein von seinen Blättern. Mit so einem Faulbaum bekommt man also noch die hübschen Zitronenfalter gratis obendrauf! Ach ja, und nicht zu vergessen, die Vögel lieben seine Beeren!

 

Wer den Faulbaum mal genauer betrachten möchte, kann zwei hübsche Exemplare davon bei uns im Nabugarten am Teich bei der Benjeshecke finden. (HV)

 


AMB_Februar_2022

 

Zurück in die Zukunft

Unsere Ahnen benötigten strukturreiche Landschaften, um zu überleben. In Gegenden mit Schutz bietenden Höhlen, Wasserstellen, Jagdmöglichkeiten und nährenden und heilenden Pflanzen und Bäumen ließen sie sich gerne nieder. Dort konnten sie sich entwickeln und fortpflanzen. Sobald sie an einem Ort zu viele wurden, zog ein Teil weiter und suchte sich einen neuen Lebensraum. Das ist unsere Geschichte. Im Gegensatz zu uns Menschen (mit Ausnahme der Naturvölker), funktioniert das Überleben von Fauna und Flora immer noch wie in der Steinzeit. Wir müssen das so respektieren und annehmen. Denn, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, sind wir abhängig von unserer Tier- und Pflanzenwelt. Der Schutz und Erhalt ist eine globale Aufgabe, die uns in ihrer Dimension und Komplexität aber schlichtweg als unlösbar erscheint.

 

Aber wir können diese Aufgabe ja mal hier, in Edingen-Neckarhausen, in einer für uns erfassbaren Dimension andenken. Wie wäre es, wenn wir uns einfach mal klein denken. So klein wie ein Igel oder noch kleiner, wie eine Kröte oder Hummel . Da reichen schon ganz kleine Schutzhöhlen in Steinritzen, larvenreiche Jagdgründe wie Holzhaufen, nektarreiche Wildpflanzenbeete, naturnahe Wasserstellen, Wildstrauchhecken und heimische Bäume, die wir in unsere Gärten einbringen können, um das Überleben für die nächsten Generationen zu sichern.

 

Den 2020 gestarteten NABUgarten gestalten wir mit dem Gedanken: Strukturreichtum + Pflanzenvielfalt = Artenvielfalt. Das funktioniert. Besonders die Wildbienen und Eidechsen vermehren sich prächtig. Jetzt brauchen wir nur weitere Gärten, die ähnliche Voraussetzungen bieten, damit die mittlerweile selten gewordenen Tiere sich wieder ausbreiten können. Und vielleicht auch der Schwalbenschwanz, den es im Kraichgau oder Odenwald noch gibt, wieder Schritt für Schritt hier herwandern kann. Biotopvernetzung oder Trittsteinbiotope schaffen heißt das im Fachjargon. Die Umweltämter arbeiten zwar mit Hochdruck daran, aber die Mühlen mahlen gerade hier langsam, weil kaum jemand wertvolle Fläche langfristig dafür hergeben möchte. Wir finden, es muss schneller gehen, denn immer mehr Tierarten verschwinden hier, können hier einfach nicht mehr überleben. Bitte machen Sie mit, bieten Sie in Ihrem Garten Insekten, Amphibien, Echsen und Kleinsäugern einen Lebensraum. Wir NABUs stehen Ihnen dabei gerne mit Rat und Tat zur Seite.

 

Ach ja, Gartenhobbing für Kröten und Co. funktioniert nur, wenn die Tiere nicht auch noch, zusätzlich zu den vielen Verkehrswegen, an einem undurchdringlichen Zaun scheitern. Oder einem riesigen Mähroboter begegnen (voll Science-Fiction) oder keine Schutzräume (Dornenbüsche, kleine Ritzen und Höhlen) vor einem „T-Rex“ namens Katze finden. (HV)

 


AMB_August_2022

 

Pflanzenkunde: Hornklee – der Robin Hood unter den Pflanzen

Ab Anfang Juni bis in den Herbst leuchtet die gelbe Blütenpracht am Wegesrand oder auf manchen naturkundig gepflegten Wiesen. Anspruchslos an Boden und Pflege blüht der kissenförmige, gerade mal 30 cm hohe, sonnenliebende Hornklee fröhlich vor sich hin und ist die Insektenpflanze schlechthin, denn er quillt über vor lauter Pollen und Nektar! Kaum zu glauben, aber bis zu 57 Wildbienenarten, darunter 13 Spezialisten, die nur auf Schmetterlingsblüten sammeln können, nutzen seine Pollen, mehr als 50 Schmetterlingsarten saugen den Nektar, darunter der hübsche himmelblau leuchtende Hauhechelbläuling, der sich zudem als Raupe ausschließlich von den Blättern des Hornklees ernährt.

 

Wer also viele summende Bienchen und gaukelnde Falter in seinem Garten oder auf seinem Balkon haben und ihnen helfen will, gibt dem Hornklee ein Plätzchen als schöne und dauerhafte Begleitstaude im Beet oder in einem mind. 30 cm tiefen Topf. Denn er bildet bis zu einem Meter tiefe Wurzeln aus, um Trockenperioden gut zu überstehen. Was ihn natürlich zu einem der Gewinner in kommenden heißen Sommern macht.

Übrigens ist Hornklee auch für die Küche ein unbekannter Gewinn: Die Blätter und Blüten des Hornklees haben einen intensiven Geschmack, ein wenig vergleichbar mit dem Bockshornklee. Sie passen an deftige Suppen und können Gemüse-Gerichten einen volleren Geschmack geben. Die leuchtend gelben Blüten machen sich zudem gut als essbare Deko auf dem Salatteller oder am Büffet.

 

Unglaublich, dass es diese dauerhafte und so nützliche Staude, wie so viele verkannte, heimische Pflanzen, nicht in den Gartencentern zu kaufen gibt. Exotische Pflanzen sind wohl interessanter für uns Menschen. Naja, viele Könige lebten es uns ja jahrhundertelang vor, hielten Hof und prahlten mit ihren exotischsten Exoten (für unsere Insekten und Vögel überhaupt nicht nützlich) in ihren streng gezirkelten Formgärten. Hornklee gilt wohl eher als Antiheld dieser Schaugärten, weil er sich auch versamen kann und so profan erscheint. Da er aber trotz seines Vermehrungstriebes andere Pflanzen nicht verdrängt, schadet es auch nicht, wenn er sich hier und da als gelber Farbtupfer mal dazwischenquetscht. Naturgarten ist eben stets im Wandel, starre Gartenanlagen sind unnatürlich.

 

Wenn Sie so einen Robin Hood und Retter der armen Insekten haben möchten, können Sie den Hornklee beispielsweise bei der Gärtnerei Strickler, Alzey, die auch einen Online-Versand anbietet und auf heimische Pflanzen spezialisiert ist, beziehen. Es gibt auch mehrere Saatgut-Anbieter, die den Hornklee im Programm haben. Oder man nimmt sich ab Mitte Juli eine kleine Samenschote (aber bitte nur ganz wenig!) von diesem, zum Glück wieder häufiger vorkommenden Straßenrandbegleiter mit, und sät ihn im März/April an einer sonnigen Stelle mit lockerem Boden oder in einem Töpfchen aus.

 

Selbstverständlich kann man den Hornklee mit vielen anderen, mittlerweile über 250 eingebrachten Wildpflanzenarten bei uns im Nabugarten bewundern. (HV)

 


AMB_August_2022

 

Pflanzenkunde: Die Echte Pfingstrose – weniger kann viel mehr

Die Pfingstrose ist schon seit der Antike bekannt und geschätzt und es ranken sich einige Mythen um diese heilkräftige Schönheit. Ihr botanischer Gattungsname lautet „Paeonia“. Benannt nach „Paian“, dem Heilgott der griechischen Mythologie. Es wird berichtet, dass Pluton, der Gott der Unterwelt, der im Krieg um die Stadt Pylos von Herakles verwundet wurde, mit der Pfingstrose geheilt werden konnte. Auch aus der Römerzeit ist eine Geschichte des berühmten Dichters Vergil überliefert, die von der Göttin Artemis handelt, die den verstorbenen Sohn des Theseus namens Virbios mithilfe einer Pfingstrose sogar ins Leben zurückholt haben soll. Selbst das Christentum hat die an Pfingsten blühende, dornenlose Rose auch bestens in ihre Wundersammlung integrieren können. Wobei sich die Heilwirkung da eher auf die Erleuchtung bezog.

 

Mittlerweile ist man davon abgekommen, die Pfingstrose wegen ihrer Heilkraft zu schätzen. Es gab wohl doch einige Nebenwirkungen, die die Heilaussichten trübten. Aber ihrer besonderen Schönheit wegen ist sie immer noch ein begehrter Gartenschatz. Unzählige Sorten ließen viele Gartenliebhaber im Laufe der Jahrhunderte zu Sammlern werden. Je größer, fülliger, farbiger, desto toller. Nur eines spielte bei den vielen Sortenzüchtungen leider überhaupt keine Rolle: die Pollen und damit der Nährwert für Insekten.

 

Haben Sie schon mal eine ungefüllte, also die Echte Pfingstrose blühen gesehen? Wenn ja, dann haben Sie sicher auch bemerkt, wie viele Hummeln und Käfer und Honigbienen und Schwebfliegen sich in den riesigen und prächtigen Blütenkelchen tummeln. Was für ein Spektakel, nicht zu übersehen! Da kommen einem die gefüllten Sorten daneben plötzlich leblos und steril vor. Was sie für Insekten ja auch sind. Das gilt übrigens für alle Blühpflanzen: gefüllte Blüten sind nur für unser Auge gezüchtet, zum Leidwesen der pollen- und nektarsuchenden Insekten. Sie kommen in den blattgefüllten Kelchen gar nicht ran an Nahrung. Und meistens sind die Staubblätter bei gefüllten Arten sowieso verkümmert.

 

Im Herbst beginnt wieder die ideale Pflanzzeit für Stauden und Zwiebelblüher. Bitte denken Sie auch an die Insekten beim Pflanzenkauf: Ob Pfingstrose, Rose, Nelke, Margerite, Aster oder Frühjahrsblüher – ungefüllt hat Mehrwert und heimische Pflanzen sowieso. Denn wahre Schönheit kommt von innen und findet sich in der Natur. Wir müssen sie nur erkennen. Dann können wir auch unsere Insektenwelt retten. Die hat es nämlich ziemlich nötig.

 

Weiteren Input bei Ihrer persönlichen Unterstützung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt bieten wir NABUs Ihnen gerne. (HV)

 


AMB_September_2022

 

Pestalozzi-Schülerinnen und -Schüler auf Biber-Tour mit dem NABU

Manche Fußgänger staunten nicht schlecht, als am vergangenen Freitag eine quicklebendige Radkarawane über die Eisenbahnbrücke nach Ladenburg rollte. Insgesamt neun Schülerinnen und Schüler der Pestalozzi-Schule Edingen nahmen das Angebot des NABU Edingen-Neckarhausen an und begaben sich auf Expedition ins Revier des Bibers. Marika Kurtzahn, Lehrerin der Pestalozzi-Schule, sowie Iris Schnepf und Jürgen Schnepf führten die Zweit- bis Viertklässler ins Reich des größten europäischen Nagers.

 

Vorbereitetes Bildmaterial ließ die Kinderaugen größer werden. Wer wusste auch schon, dass ein ausgewachsener Biber über einen Meter groß wird, etwa 30 Kilogramm wiegt, 20 Jahre alt werden kann und 20.000 Haare pro cm² besitzt. Bereits an der ersten Station am Ladenburger Sportgelände gab es „Biber pur“. Abgenagte Weiden, angestautes Wasser, Dämme, eine eingebrochene Biberburg und markante Fußspuren. Sowohl Vorder- als auch die mit Schwimmhäuten versehenen Hinterpfoten waren im Schlamm erkennbar. Nahe der „Heukemes-Brücke“ an der Bacherlebnisstation befindet sich einer der Hauptdämme am aus Dossenheim kommenden Rombach. Dahinter ist das Wasser entsprechend hoch aufgestaut, sodass sich „Klein-Kanada“ entwickeln konnte. Die Kinderaugen leuchteten, als sie den Überflutungsbereich hautnah erleben konnten. Im Wasser stehende Bäume, abgenagtes Holz und grüne Wasserlinsen soweit das Augen reicht. Eine amphibische Landschaft ist nahe Neubotzheim entstanden, ein begehrter Lebensraum nicht nur für den Biber. Amphibien, Insekten und Vögel fühlen sich wohl. Der in Neubotzheim brütende Weißstorch findet mittlerweile genügend Nahrung, um drei statt wie bisher zwei Jungen aufzuziehen.

 

Apropos Nahrung. Selbstgebackene Biberkekse sorgten für die nötige Energie bei der Heimfahrt. Der angedachte kurze Weg über den Neckar fiel leider aus, die Fähre hatte bereits ihren Dienst eingestellt. Kein Problem für die radstarken Mädels und Jungs. Unfallfrei erreichten sie nach zehn Kilometern die Fischkinderstube. Was bleibt? Papa und Mama sind jetzt gefordert, bei Dunkelheit den „Ladenburger Biber“ live zu erleben. Die Chancen stehen nicht schlecht. Insgesamt vier Familien, etwa 15 erwachsene und Teenagernager sind momentan unterwegs und schärfen ihre Zähne. (sf)

 

 

 

 


 AMB_April_2023

 

Trockenmauern – Steine für Artenvielfalt

Freistehende Trockenmauern wurden früher in erster Linie als Begrenzungen für Weidetiere oder Nachbarn gebaut. Oft waren es praktische Gründe, Mauern zu bauen statt Zäune: Die Felder und Wiesen lagen sowieso voller Steine, die abgesammelt werden mussten und praktischerweise in einer Trockenmauer eine sinnvolle Verwendung fanden. Perfektes Upcycling sozusagen. Vermutlich gab es auch hier bei uns freistehende Trockenmauern, die aber spätestens bei der letzten großen Flurbereinigung in den 1970ern verschwanden. Schade, denn Trockenmauern halten dank ihrer Elastizität als Ganzes sehr lange und würden wahrscheinlich heute noch stehen. In Schriesheim kann man den die hohe Kunst des perfekten Trockenmauerbau,s der dort seit Jahrhunderten die Hänge abstützt, ja immer noch bewundern.

 

Trockenmauern sind der perfekte Naturschutz. In den vielen Ritzen finden unzählige Kleinlebewesen wie Insekten, Spinnen, Echsen, Amphibien, Vögel und Kleinsäuger einen geschützten lebensraum. Auch eine bunte Vielfalt von Pflanzen gedeiht in und an der Mauer. Die Steinmauern beeinflussen nicht nur das Mikroklima und regulieren Kälte und Wärme, sie lassen auch das Regenwasser langsamer versickern, sodass der Grundwasserspiegel davon profitiert. Diese Mauerstrukturen sind für die Klimaveränderungen, die uns leider erwarten, also sehr hilfreich.

 

Wer niedrige Mäuerlein ohne Hangabstützung setzt, kann nicht viel falsch machen. Es geht ganz einfach und bewirkt ökologisch auch schon ganz viel. Wer eine Trockenmauer bauen will, benötigt in erster Linie Steine, Geduld und eine große Portion Muskelkraft. Natürlich ist es mehr als sinnvoll, regional vorrätige, gebrauchte Steine zu recyceln. In den einschlägigen Portalen wird so einiges angeboten. Und es ist sinnvoll, einen regional vorrätigen Mithelfenden zu haben und bei Laune zu halten ;)

 

Gerade bauen wir im Nabugarten gleich mehrere freistehende Trockenmauern als Einfriedung unseres neuen Projekts, dem Paradiesgärtlein. Zuerst haben wir für das Fundament ca. 15 cm Erde abgetragen und mit grobem Kies befüllt. Das stabilisiert den Untergrund und bietet zudem wohltemperierte Schlupflöcher für Kleinstlebewesen. Darauf setzen wir die Steine. Die Mauer wird doppelwandig mit Erdbefüllung. Unten setzen wir die schweren großen Fundamentsteine, darauf dann die kleineren Bausteine. Wie ein 3-D-Puzzle werden sie eingepasst und mit Füllsteinen stabilisiert. Größere Fugen werden während des Baus gleich mit Erde befüllt – der ideale Lebensraum für Steingartenpflanzen und Sedum-Arten. Befüllt wird das Mauerinnere zuunterst mit zerstoßenen Ziegeln, die Wasser speichern können, darauf kommt der Erdaushub mit dem Grassoden und zuoberst dann eine dicke Schicht Erde mit Sand, Steinen und Ziegelbruch vermischt. Auf die Mauerkrone können dann trockenheitsverträgliche heimische Pflanzen gepflanzt werden. Davon gibt es eine vielfältige Auswahl. Auch viele Kräuter, wie Thymian oder Oregano gehören zu den trockenheitsverträglichen Pflanzen. Wer möchte, kann sich gerne unsere werdenden Steinbiotope live im Nabugarten anschauen. Wir freuen uns schon auf die neuen tierischen Bewohner. (HV)

 

 


AMB_Mai_2023

 

Einfach nur traurig – Diebstahl bei uns im NABU-Garten

Unser NABU-Garten ist dazu da, die in unserer Natur selten gewordenen Wildpflanzen, Insekten und Kleinstlebewesen zu beherbergen. Es ist ein Projekt für den Artenerhalt, wie es gerade in unserer Region mit deutlich bemerkbarem Artenschwund besonders wichtig ist. Wir arbeiten ehrenamtlich, viel und hart, damit der Garten gedeiht. Er ist stets offen, damit jeder Interessierte die Möglichkeit hat, sich umzusehen, das wilde Leben dort zu entdecken und kennenzulernen. Leider hat jemand unser offenes Konzept schamlos dazu genutzt, sich ganz persönlich zu bereichern. Es waren keine materiell wertvollen Dinge, die im Garten entwendet wurden, sondern ideell Wertvolles. Das hat uns wirklich hart getroffen. U. a. wurden Pflanzen entwendet, die wir mühselig mit großem Aufwand besorgt haben und die wir nicht so einfach wieder erwerben können. Diese Person war sogar so dreist, die Pflanzen mit unserer alten Schubkarre abzutransportieren und hat dann ganz nebenbei auch noch nette dekorative Kleinigkeiten in den „Schubkarren-Einkaufswagen” gelegt und mitgenommen. Wie traurig, dass es in unserer Gesellschaft Personen gibt, die so respektlos handeln.

Wir werden dennoch den Garten weiterhin als Inspirationsquelle offen halten, in der Hoffnung, dass wir Menschen damit anregen können, den eigenen Garten oder Balkon pro Artenerhalt anzulegen und Wildpflanzen anzupflanzen. Trotz des Vorfalls vertrauen wir darauf, dass alte und junge Gartenbesucher die Kleinstlebewesen und Pflanzen samt deren Bedürfnissen respektieren und dass Hunde im NABU-Garten selbstverständlich an die kurze Leine genommen werden. Denn es sind die klitzekleinen Tiere, die unsere Welt am Leben halten.

Übrigens: Wir würden uns freuen, wenn jemand eine gebrauchstüchtige Schubkarre übrig hat, die er uns als Ersatz spenden möchte.